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Analphabeten im Alter

reticon  01.03.2012, (G) Ein Gastbeitrag von Jürgen Genuneit zum Thema „Analphabeten im Alter“.

Analphabeten im Alter
Ein Thema für das Europäische Jahr 2012 „Aktives Altern und Generationensolidarität“

Eine wissenschaftliche Studie hat Anfang 2011 festgestellt, dass 7,5 Millionen deutschsprachige Erwachsene im Alter zwischen 18 und 64 Jahren (funktionale) Analphabeten sind. 33 Prozent von ihnen sind 50 – 64 Jahre alt. Das sind 16 Prozent der erwerbsfähigen deutschsprachigen Gesamtbevölkerung. Der Anteil der (funktionalen) Analphabeten bei den über 65-Jährigen ist unbekannt. Er dürfte über 20 Prozent liegen.

Diese Zahlen sind erschreckend. Der Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung e.V. (www.alphabetisierung.de) nimmt deshalb das Europäische Jahr 2012, das das Thema „Aktives Altern und Generationensolidarität“ hat, zum Anlass, um auf die Probleme älterer Analphabeten hinzuweisen. Wer als älterer Mensch nicht oder nicht ausreichend lesen und schreiben kann,

–       der wird schneller alt
–       dem droht soziale Isolation
–       der wird schneller krank
–       der wird früher abhängig von anderen
–       der wird schneller zum Pflegefall
–       der kommt früher ins Alters- oder Pflegeheim

Lesen und Schreiben kann man auch noch im fortgeschrittenen Alter lernen. Es fördert die geistige und körperliche Mobilität, stärkt das Selbstbewusstsein, fördert soziale Kontakte, hält gesund und schafft Lebensfreude. Deshalb fordert der Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung e.V. ein ausreichendes Kursangebot zum nachträglichen Lesen- und Schreibenlernen für ältere Menschen, das ihren Bedürfnissen entspricht.

Um eine breitere Öffentlichkeit, aber auch Fachleute und Fachinstitutionen auf ältere Analphabeten und ihre Probleme aufmerksam zu machen, bietet der Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung e.V. mit Unterstützung des Verlags Ernst Klett Sprachen (Stuttgart) einen Vortrag/Workshop von Annerose und Jürgen Genuneit mit dem Thema „Analphabetismus im Alter“ an.

Der Vortrag/Workshop, der auch auf ältere Menschen mit Migrationshintergrund eingeht, untersucht, welche Ursachen und Folgen Analphabetismus im Alter hat, stellt Fälle und Schicksale aus der Praxis und aus literarischen Texten vor, diskutiert, unter welchen Voraussetzungen es sinnvoll ist, altersspezifische Kurse einzurichten, und entwickelt Eckpunkte für ein Kurskonzept, das die besonderen Bedürfnisse älterer Analphabeten berücksichtigt.

Der Vortrag/Workshop kann gebucht werden beim
Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung e.V.
Berliner Platz 8 -10, 48143 Münster
Tel.: 0251/490996-0                Mail: bundesverband@alphabetisierung.de

oder direkt bei

Jürgen Genuneit
Martin-Luther-Str. 22
70372 Stuttgart
Tel.: 0711/566320     Mail: j.genuneit@t-online.de      Website: www.alpha-genuneit.de

Georg Kreisler und die Analphabetin

Jürgen Genuneit

Am 22. November starb der Wiener Kabarettist und Liedermacher Georg Kreisler im Alter von 89 Jahren in Salzburg. Sein Markenzeichen war der schwarze Humor. Bekannt wurde er durch sein Chanson „Gehen wir Tauben vergiften im Park“. Weniger bekannt ist, dass er auch ein Lied über eine Analphabetin geschrieben hat – zugegeben ein etwas chauvihaftes Lied, das allerdings auch die immer noch verbreitete Haltung von Männern gegenüber Frauen, die nicht lesen und schreiben können, aufs Korn nimmt. Hier ein Textausschnitt: kreisler

Sie ist ein herrliches Weib

Sie ist ein herrliches Weib, sie ist ein göttliches Weib
Wenn ich sie sehe, lacht mir gleich die Seele im Leib
Sie ist ein herrliches Weib, sie ist ein einziges Weib
Aber ach sie kann nicht kochen.

Sie hat eine obre Partie und eine untre Partie
Und eine Anatomie wie eine Strauß-Melodie
Und eine Physiognomie und eine Geographie
Aber ach sie kann nicht lesen.   ….

 

Der Kampf gegen Analphabetismus auf Briefmarken und Plakaten

Pressemit130711neu

27. Juli bis 22. Oktober

Eine Ausstellung von Jürgen Genuneit und dem Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung e.V

Zur Ausstellung findet am Dienstag, den 13. September, um 19.30 Uhr ein Vortrag von Annerose und Jürgen Genuneit und eine Einführung von Gerald Schöber, Vorstandsmitglied im Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung e.V., zum Thema „ Alphabetisierungsarbeit in Deutschland“ statt.

Am Mittwoch, den 28. September, um 20:00 Uhr referiert Professorin Dr. Iris Füssenich für Eltern, Lehrer/-innen und Erzieher/-innen über das Thema „Mein Kind lernt schreiben und lesen“.

Für beide Veranstaltungen ist der Eintritt frei

Ausstellungsort: Stadtbibliothek Reutlingen
Spendhausstraße 2, 7276 4 Reutlingen

Di – Fr 10 – 19 Uhr, Sa 10 – 13 Uhr

Haiti – Eine Buchempfehlung

Haiti steht seit dem Erdbeben im Mittelpunkt des Medieninteresses. Immer wieder wird darauf hingewiesen, dass es zu den ärmsten Ländern der Welt gehört und dass 80 Prozent seiner Einwohner Analphabeten sind. Warum das so ist, wird kaum berichtet. Wer mehr darüber erfahren will, dem sei der Roman „Es gibt kein anderes Leben“ von Brian Moore empfohlen, der auf einer fiktiven Karibikinsel spielt, dessen Missstände – Armut, Analphabetismus, Korruption, Herrschaft der weißen Minderheit – an Haiti zur Zeit des Diktators Duvaliers erinnern. In dem Roman wird auch immer wieder auf Analphabetismus und Alphabetisierung eingegangen. Um ihn richtig historisch einzuordnen, sollte man zu der Lektüre einen kurzen Überblick über die Geschichte Haitis lesen, zum Beispiel die entsprechenden Passagen in dem Artikel „Haiti“ bei Wikipedia.

Das Buch ist zurzeit leider vergriffen. In Internetantiquariaten (z.B. über www.amazon.de) gibt es aber ziemlich viele kostengünstige Angebote.

Jürgen Genuneit. Vorstandmitglied im Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung e.V.