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Genuneit: Albert Camus, ein Schriftsteller aus analphabetischer Familie

Eine Leseempfehlung aus Anlass seines hundertsten Geburtstages

 Am 7. November 2013 wäre der Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Albert Camus  hundert Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass möchte ich auf seinen letzten Roman aufmerksam machen: „Der erste Mensch“. In diesem Buch schildert er unter anderem, wie seine Kindheit in einem analphabetischen Elternhaus in Algerien verlaufen ist. Sein Vater hat erst mit zwanzig Jahren lesen und schreiben gelernt, seine Mutter nie, was sie besonders im Alter sehr bedauert. Erschütternd ist – um nur ein Beispiel zu nennen – die Szene, in der seine Mutter in einem Brief die Nachricht bekommt, dass ihr Mann im Ersten Weltkrieg gefallen ist. Aufschlussreich ist auch die Schilderung des Spannungsverhältnisses von Schule und analphabetischem Zuhause. Dazu folgende Szene, in der die Mutter sich ihrem lesenden Sohn nähert:

Sie „beugte sich über seine Schulter. Sie sah das doppelte Rechteck unter dem Licht, die regelmäßige Aufreihung der Zeilen an; auch sie atmete den Geruch ein, und manchmal strich sie mit ihren von der Waschlauge steifen und faltigen Fingern über die Seite, als versuche sie besser zu erkennen, was ein Buch ist, und diesen mysteriösen, für sie unverständlichen Zeichen näherzukommen, in denen ihr Sohn so oft stundenlang ein Leben fand, das ihr unbekannt war und aus dem er mit diesem Blick herauskam, den er auf sie richtete wie auf eine Fremde. Die verkrümmte Hand streichelte sanft den Kopf des Jungen, der nicht reagierte, sie seufzte, dann ging sie und setzte sich weit weg von ihm.“ Ein faszinierendes Buch – nicht nur weil es sich mit Analphabetismus beschäftigt! 

Rowohlt Taschenbuch Verlag (1997)

www.alpha-genuneit.de

Weltalphabetisierungstag 2021

www.hanisauland.de  Politik für Kinnder – einfach erklärt

Genuneit

Zum Internationalen Tag des Buches am 23. April

www.mein-schlüssel-zur-welt.de  Carola K.

übersandt von Jürgen Genuneit in Das letzte Buch in Einfacher Sprache-1

Das letzte Buch 

Das Kind kam heute spät aus der Schule heim. Wir waren im Museum, sagte es. Wir haben das letzte Buch gesehen. Unwillkürlich blickte ich auf die lange Wand unseres Wohnzimmers, die früher einmal mehrere Regale voller Bücher verdeckt haben, die aber jetzt leer ist und weiß getüncht, damit das neue plastische Fernsehen darauf erscheinen kann. Ja und, sagte ich erschrocken, was war das für ein Buch? Eben ein Buch, sagte das Kind. Es hat einen Deckel und einen Rücken und Seiten, die man umblättern kann. Und was war darin gedruckt, fragte ich. Das kann ich doch nicht wissen, sagte das Kind. Wir durften es nicht anfassen. Es liegt unter Glas. Schade, sagte ich. Aber das Kind war schon weggesprungen, um an den Knöpfen des Fernsehapparates zu drehen. Die große, weiße Wand fing sich an zu beleben, sie zeigte eine Herde von Elefanten, die im Dschungel eine Furt durchquerten. Der trübe Fluss schmatzte, die eingeborenen Treiber schrien. Das Kind hockte auf dem Teppich und sah die riesigen Tiere mit Entzücken an. Was kann da schon drinstehen, murmelte es, in so einem Buch.

Quelle: Kaschnitz, Marie Luise: GesammelteWerke. Bd.3 (Neue Prosa). Frankfurt am Main: Insel 1982, S.11

Vor 20 Jahren: Bundesverdienstkreuz

Vor 20 Jahren, am 23. Februar 2000, wurde Jürgen Genuneit  das Bundesverdienstkreuz am Bande wegen seines Engagements für die Alphabetisierung verliehen. Aus der Rede kann man u.a. ableiten, was inzwischen erreicht worden und was weiterhin aktuell ist. Die damaligen Vorstandsmitglieder  des Bundesverbandes  Marion Döbert und Peter Hubertus wurden 2003 ebenfalls mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Diese Auszeichnungen waren auch eine Anerkennung für das gesellschaftliche Engagement des gesamten Bundesverbandes Alphabetisierung und Grundbildung, seiner Mitarbeiter/-innen und Mitglieder.
Unter dem Stichwort Genuneit finden sich viele interessante  Texte.
Die Rede  von Jürgen Genuneit  ist auch im Alfa-Forum 44/2000, S. 36f.
Von Marion Döbert  Laudatio Bundesverdienstkreuz

Schön wär`s !

Weltalphabetisierungstag 2015  Bildunterschrift:
Der Bund will die Zahl von etwa 7,5 Millionen «funktionalen Analphabeten» in Deutschland in den nächsten Tagen spürbar senken. Foto: Foto: Daniel Reinhardt/Illustration

Diese Fundsache aus der Saarbrücker Zeitung verdanke ich dem aufmerksamen Leser Jürgen Genuneit.

Buchtipp: Spur der Steine

Erik Neutsch ist gestern gestorben . In seinem DDR-Roman „Spur der Steine“ (1964) schildert er u.a. das Leben eines analphabetischen Bauarbeiters in der DDR.
Jürgen Genuneit hat im in Alfa-Forum 43/2000, S. 36 – 38 zu dem Buch einen Artikel geschrieben, hier nachzulesen   Neutsch Spur der Steine

Liste – Bücher von und mit Analphabeten

Diese Liste von Büchern, in denen Menschen eine Rolle spielen, die Analphabeten sind /waren oder die Lese-,  Schreibschwierigkeiten haben, wird laufend ergänzt.  Siehe auch unter Schlagwort  Buchtipp, 
K = für Kinder, J = für Jugendliche

Von (ehemaligen) Analphabeten, Legasthenikern, Menschen mit LRS

Büchern, in denen Menschen eine Rolle spielen, die Analphabeten sind /waren oder die Lese-,  Schreibschwierigkeiten haben

Jugend-/Kinderbücher (J) (K)

  • Kinder- und Jugendbücher zum Thema  Bücherliste Lesen und Schreiben Genuneit
  • Mr. Hedgehog und der Fall Kastanie Kinderbuch von Antonia Quirl 
  • Der Schatz vom Pagensand, Uwe Timm (J)
  • Leon Reed, Sabine Kruber   hier
  • Geheimnisvolle Nachrichten,Aygen-Sibel Celik (K,J)
  • Susa, Timo und die Buchstabenverschwörung, Birgit Ebert (K, J)
    Der Buchstabenbaum Leo Lionni (K)
    Wie der Tiger lesen lernt von Janusch (K)
    Benni und die Wörter von C.Biesels (K)
    Die Geschichte vom Löwen, der nicht schreiben konnte von M. Baltscheit   (K)
    Ein Indianer weint doch nicht! von Verena Zeltner
    Freak von Rodman Philbrick (J)
    Die Herdmanns kommen von Barbara Robinson
    Katja und die Buchstaben von Frauke Nahrgang
    Nenn mich einfach Jule von Karen Hesse
    Boris, Kreuzberg von Boris Ziem

Bücher mit Texten der Schreibwettbewerbe von Deutschen Volkshochschulverband Wörtersehnsucht
Wörterkirmes, Wörterblüten, Wörterblüten, Wörterträume, Wörterklänge, Wörterwelten

  • Bundesverband Alphabetisierung leicht lesbare Texte  hier
  • „Urlaub mit Jan“ und andere Geschichten Texte aus dem Schreibwettbewerb 2010
    „Sie hat ja Recht“ und andere Geschichten Texte aus dem Schreibwettbewerb 2008/2009
    Die Leiche im Baggersee, Ein Kriminalroman Erdacht und aufgeschrieben von den TeilnehmerInnen eines Lese- und Schreibkurses der Volkshochschule Münster
  • Auf der Suche nach der Schrift von einem, der auszog, das Lesen und Schreiben zu lernen, Texte von Kai-Uwe Mix  (†)
  • Die Truhe, Ich bin ein Zigeuner – Zwei Kurzgeschichten Von Marie-Thérèse Schins und Stefan W.
  • Liebe ohne h, Geschenk nur mit k, Texte von Teilnehmenden Berlin

 

 

 

 

 

 

Übersicht über frühere Projekte online

Das ADAG hat eine umfassende Übersicht über abgelaufene überregionale Projekte aus den Jahren 1982 bis 2009 online gestellt. Die „Chronologie der überregionalen Projekte in der Alphabetisierung und Grundbildung“ von Monika Tröster und Jürgen Genuneit finden Sie hier.