Professor mit Legasthenie

Wenn es nach einigen Lehrern gegangen wäre, dann wäre Tiemo Grimm jetzt Gärtner.  ….. Heute ist Grimm ein geachteter Humangenetiker und Spezialist für erbliche Muskelkrankheiten und Biostatistik. Inzwischen ist er 71 Jahre alt, Professor der Universität Würzburg und noch immer in seinem Forschungsfeld aktiv. Denn seine große Leidenschaft gilt der genetischen Entschlüsselung der Legasthenie, der Lese- und Rechtschreibstörung. Grimm versucht zu ergründen, unter welchen Bedingungen sie vererbbar ist. Denn erst viele Jahre nach seiner Schulzeit verstand er selbst, was es mit seiner „einseitigen Begabung“ auf sich hat. …“   FAZ

NRW : Wenn Wörter zu Feinden werden

RP   Düsseldorf. Eine Lese- und Rechtschreibstörung kann zu massiven Einschränkungen in Schule und Ausbildung führen. Die Düsseldorferin Birgit Jantsch hat die Selbsthilfegruppe „Las Legas“ gegründet, um Betroffenen zu helfen. …
„Einer der wichtigsten Punkte ist die Kooperation zwischen Eltern, Schule und Behörden. Diese wird auf allen Papieren immer betont, aber in der Realität ist sie nicht existent“, sagt Jantsch. „Und auch, wenn das Land Nordrhein-Westfalen für das kommende Jahr die Mittel für die Alphabetisierung von 500.000 auf eine Million Euro erhöht hat, so wäre es sinnvoll, eine Kooperation auf Landes- und kommunaler Ebene zu schaffen.“ Um Anregungen auch auf politischer Ebene anzustoßen, hat sie Kontakt zu großen politischen Parteien aufgenommen.

Wegen Legasthenie diskriminiert

zeit online
Meseret Kumulchew ist Mitarbeiterin in einer Starbucks-Filiale in London und lernbehindert. Weil sie Kühlschranktemperaturen nicht richtig abgelesen hatte, unterstellte ihr die Kaffeekette, sie wolle betrügen. Sie war dafür verantwortlich, zu einer bestimmten Uhrzeit Temperaturen der Kühlschränke und des Wassers zu notieren und in eine Tabelle einzutragen. …

Leiden unter Legasthenie und Dyskalkulie

Zu diesem Ergebnis kommt die PuLs-Studie (Psychosoziale Belastungen und Lernschwierigkeiten), Zusammenfassung bei LegaKids Duden Institute für Lerntherapie pdf , bildungsklick  hier Süddeutsche Zeitung hier

  • Laut Schätzungen sind gut fünf Prozent aller Schüler von Legasthenie betroffen, etwa ein Prozent von der Rechenschwäche Dyskalkulie.
  • Eine neue Studie befasst sich damit, inwiefern von einer Lernstörung betroffene Kinder unter weiteren Belastungen wie Mobbing leiden.
  • Ein Experte sagt: „Bisher geht man in Diagnostik und Therapie zu wenig auf die emotionale Situation von Kindern mit Lernstörungen ein.“ Das Vorurteil, Legastheniker seien dumm, halte sich leider noch immer.

Rechenschwäche ist kein Intelligenzmangel, Schwäbische.de     hier,     Zentrum Rechenschwäche

 

TV Spot: Legasthenie und Dyskalkulie

Über die Spots möchte der Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie (BVL) verdeutlichen, dass Menschen mit einer Legasthenie und Dyskalkulie genauso über Begabungen und Stärken verfügen, wie alle anderen Menschen. Und: dass es ihnen mit etwas Verständnis und Unterstützung in unserer Gesellschaft gut gelingen kann, den eigenen schulischen und beruflichen Weg zu gehen.   hier

Sie kämpft für Rechte der Legastheniker

Artikel in der Westdeutsche Zeitung

Birgit Jantsch hat eine Initiative gegründet: Als Betroffene findet sie, Schulen seien nicht auf Menschen mit Legasthenie eingestellt. Das will sie nun ändern. Düsseldorf. Birgit Jantsch träumt schon länger von einer Kampagne: Prominente, die sich als Legastheniker outen. Das Thema ist ihr zu sehr in Vergessenheit geraten, beim Umgang damit sieht sie zudem an den Schulen Probleme. Eine Selbsthilfegruppe hat Jantsch schon gegründet, weitere Aktivitäten laufen, ihr Ziel: „Düsseldorf zu einer Modellstadt im Umgang mit Legasthenie machen“.

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Schnelle Hilfe bei Legasthenie?

„Lese- und Rechtschreibstörungen gehören zu den häufigsten Problemen deutscher Schüler. Ein Münchener Pädagoge verspricht schnelle Hilfe. Schon in wenigen Therapiestunden sollen die Schwierigkeiten überwunden sein. Der Bundesverband für Legasthenie sieht die Methode kritisch    focus
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Leben mit Legasthenie

„Millionen Deutsche können nicht richtig lesen und schreiben. Eine möglichst frühe Förderung ist entscheidend für die Betroffene
Was den meisten Menschen ganz selbstverständlich erscheint, wenn sie es einmal gelernt haben, ist für Legastheniker harte Arbeit: Lesen und Schreiben. Nach Schätzungen von Experten könnte rund jeder zwölfte Deutsche betroffen sein. Mit mangelnder Intelligenz hat die Lese-Rechtschreib-Schwäche nichts zu tun. Besonders wichtig ist eine Förderung in jungen Jahren.“   ganzer Artikel hier HH Abendblatt

Legasthenie: Schnelle Hilfe für Kinder mit Lese-Rechtschreib-Schwäche wichtig
Frühe Förderung von Kindern mit Legasthenie
Schätzungen zufolge ist etwa jeder zwölfte Deutsche von einer Lese- und Rechtsschreibschwäche betroffen. Mit mangelnder Intelligenz hat die Störung nichts zu tun. Experten weisen darauf hin, dass Betroffene eine möglichst frühe Förderung brauchen.  heilpraktikernet

Führt die Annahme genetischer, biologischer Ursachen einer Störung zu Diskriminierung?

alphaProf  „… Wird eine psychische Störung als biologisch determiniert aufgefasst, verringert sich die Emphatie der Therapeuten zu dem betroffenen Menschen. Werden als Ursachen der Störung jedoch mögliche Einflüssen aus der Kindheit und der Umwelt angenommen, war das Mitgefühl für die Menschen deutlich höher. … Matthew Lebowitz: „Biologische Erklärungen sind ein zweischneidiges Schwert. Einerseits verringern sie die Schuld des Patienten an seiner Krankheit. Andererseits können sie entwürdigend sein, indem sie Menschen auf biologische Mechanismen reduzieren.“ …

Können Sie das lesen?

„Beeindruckendes ExperimentKönnen Sie das lesen? So fühlt es sich an, wenn man unter Legasthenie leidet
Der Brite Daniel Britton leidet unter partieller Legasthenie. Um zu zeigen, wie lange es für ihn dauert, einen normalen Text zu lesen, hat der Grafiker einen englischen Text entwickelt, der wirklich schwer zu lesen ist.“   focus online

Die neue Leitlinie zur Diagnostik und Behandlung von Kindern mit LRS/Legasthenie

Prof. Dr. Gerd Schulte-Körne, Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie Klinikum der Universität München (LMU), Durchbruch in der Diagnostik von Legastheniehier

kritische Stellungnahme DGLS   Renate Valtin  hier   11 Seiten ,  Was Leseschwachen wirklich hilft, Legasthenie ist keine Krankheit,  Tagesspiegel hier

Übernommen vom Newsletter LegaKids  hier  , Ausführliche Stellungnahme als PDF   4 Seiten,

Stellungnahme der LegaKids-Stiftung und der Deutschen Gesellschaft für Lesen und Schreiben (DGLS) zur soeben veröffentlichten Leitlinie „Diagnostik und Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Lese- und/oder Rechtschreibstörung“ der Deutschen Gesellschaft für Kinder und Jugendpsychiatrie.

Die medizinische Diagnose „Legasthenie“ ist irreführend und schadet den Interessen der Kinder

Das Recht auf Förderung darf keinem Kind genommen werden. Dieses Grundrecht auf individuelle Förderung wird durch die Diagnose-Leitlinie massiv infrage gestellt.
„Die in der Leitlinie vorgestellte Diagnostik schadet mehr, als sie hilft. Kinder, die zum Testzeitpunk nicht den Kriterien entsprechen, werden allein gelassen. Wir sollten vielmehr die individuellen Probleme beim Lesen und Rechtschreiben möglichst genau erfassen, um alle betroffenen Kindern angemessen fördern zu können“, so Prof. Renate Valtin von der Deutschen Gesellschaft für Lesen und Schreiben (DGLS)

Ausgehend von den Diagnosekriterien der Leitlinie, könnte bereits jedes vierte  Kind als „Legastheniker“ diagnostiziert werden. Aus Schülern werden durch die medizinische Diagnose Patienten. Lehrkräfte und Schulen können sich aus der Verantwortung zurückziehen, denn sie sind für eine „Therapie“ erkrankter Kinder nicht zuständig bzw. ausgebildet. Die Unterstützung der Schule wird gleichsam auf den Notenschutz reduziert. Auch werden Kinder mit diagnostizierter „Legasthenie“ oft als „hoffnungslose Fälle“ betrachtet und erst gar nicht aufgefordert, an schulischen Förderungen teilzunehmen.
Eine Diagnose nach den Leitlinien liefert zudem keinerlei Hinweis darauf, in welchen schriftsprachlichen Bereichen eine Förderung sinnvoll oder notwendig wäre.

Eine medizinische Diagnose reduziert das Phänomen Lese- und Rechtschreib– Schwierigkeiten auf eine Krankheit oder Störung innerhalb des Kindes. Die Schwierigkeiten haben jedoch vielfältige Ursachen: Manche Kinder bringen weniger Begabung für den Umgang mit der Schriftsprache mit (ähnlich wie „unmusikalische“ oder „unsportliche“ Kinder). Andere haben Schwierigkeiten bei der Hörverarbeitung, bei der Sprachentwicklung oder beim Sehen. Auch überforderte Lehrkräfte, eine unzureichende Didaktik oder schwierige Familienverhältnisse können eine Rolle spielen. Gemeinsam ist allen Kindern, dass sie kompetente Unterstützung beim Lesen und Schreiben benötigen.

Einen Notenschutz und die Möglichkeit zu einer Förderung bei Lese- oder Rechtschreibschwierigkeiten bekommen nur Kinder, die eine auf einer Momentaufnahme beruhende „medizinische Diagnose“ erhalten. Lese-Rechtschreibprobleme sind aber letztlich graduell unterschiedliche Ausprägung auf einem Kontinuum. Eine diagnostische Aufteilung der Kinder an willkürlich festgesetzten Punkten auf diesem Kontinuum in „normal“ oder „gestört“ ist daher wissenschaftlich nicht haltbar und pädagogisch kontraproduktiv.

Auch das Selbst- und Fremdbild der Kinder wird negativ beeinflusst: Nach einer kurzen Phase der Entlastung „Ich bin nicht dumm, ich habe Legasthenie!“, folgt häufig eine tiefe Resignation, da die Kinder selbst und vielfach auch die Erwachsenen im Umfeld die „Legasthenie“ für eine Krankheit oder Störung halten, die kaum veränderbar ist.
Die Handlungsanweisungen zur Diagnose einer Lese- und/oder Rechtschreibstörung in der Leitlinie sind außerdem so vage und großzügig gefasst, dass gut einem Viertel aller Kinder und Jugendlichen eine Störung bescheinigt werden kann, sofern sie denn zum Arzt gehen.

Dr. Britta Büchner, Leiterin der LegaKids–Stiftung: „Statt einer zweifelbehafteten medizinischen Klassifizierung  und Stigmatisierung brauchen wir das gemeinsame Engagement von Eltern, Lehrkräften, Schulen und außerschulischen Förderkräften, um Kindern zur Seite zu stehen und einer Verschärfung der schriftsprachlichen Defizite vorzubeugen. Siebeneinhalb Millionen erwachsene ‚funktionale Analphabeten‘ in Deutschland zeigen die Dringlichkeit dieses Anliegens.“

Im Interesse der betroffenen Kinder gilt es im Sinne einer Förderdiagnostik die individuellen Probleme und Ursachen beim Lesen und/oder Rechtschreiben zu erfassen. Im nächsten Schritt muss Kindern, aber auch Eltern und Lehrkräften angemessenes Rüstzeug vermittelt werden, um Kinder zu unterstützen, angemessen Lesen und Schreiben zu erlernen.
Es ist weder wissenschaftlich haltbar noch zielführend, den Kindern eine Störung zu bescheinigen, ihre Schwierigkeiten zu pathologisieren und damit die Ursachen der Schwierigkeiten allein dem Kind aufzubürden.

 

Legasthenie: Wie entsteht sie?

Apotheken Umschau 24.3.2015   hier

„Schwächen beim Lesen und Schreiben entstehen durch mangelhafte Verbindung spezialisierter Hirnregionen

Enschulligen Si disn Anfang, es geht kleich ohne Veler weiter … Bei jedem zehnten Menschen aber treten Auslasser, Dreher und Lautverwechsler dieser Art dauerhaft auf. Die Betroffenen leiden an Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS), im engli­schen Sprachraum Dyslexia genannt.

„Wir verstehen unter Dyslexie eher eine Leseschwäche, die durch erworbene Hirndefekte, etwa bei Schlaganfällen, auftritt“, klärt Professor Georg Kerkhoff, Neuropsychologe von der Universität Saarbrücken, die Begrifflichkeiten. Die LRS oder auch Legasthenie hingegen sei eine Entwicklungsstörung, die dementsprechend meist schon im Kindesalter auffalle. Abgesehen von ihrer Entstehung bestünden zwischen den Störungsbildern aber Ähnlichkeiten, wie Kerkhoff erklärt: „Es handelt sich um die Unfähigkeit, korrekt verstandene und gesprochene Worte dann auch in Schriftform richtig zu erfassen und wiederzugeben.“    ….“